Schulpartnerschaft Die Erich-Kästner-Schule (EKS) ist eine 3-zügige Hauptschule im Stadtteil Herzogenrath-Kohlscheid mit derzeit ca. 400 Schülern und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 5-10 und 36 Lehrpersonen.
Seit 2002 besteht eine Schulpartnerschaft mit dem Zweig VMBO des College Rolduc in Kerkrade . Dabei gab es bereits verschiedene Austauschprojekte, z.B. ein zweisprachiges Theaterstück, den ersten Eurode Fußball-Cup mit 44 Schulmannschaften aus Deutschland, Holland und Belgien im Frühjahr 2006 und gemeinsame Klassenfahrten zum Europaparlament nach Straßburg und eine gemeinsame einwöchige Sprachreise nach England.
Diese sehr aktive Schulpartnerschaft bot sich daher als Startpunkt für das Projekt SchulenBauenPartnerschaften an. Alle Projektbeteiligten können hier von den vorhandenen grenzüberschreitenden Erfahrungen lernen und in die weiteren Partnerschaftsprojekte einbringen.
Der aufgestellte Zeitplan für die Schulhofumgestaltung der EKS Kohlscheid offenbarte gleich ein entscheidendes grenzüberschreitendes Problem: unterschiedliche Ferienzeiten und unterschiedlicher Aufbau eines Schuljahres, insbesondere bezüglich der Anwesenheit der Schüler in der Schule.
Planungsphase In der Zeit vom 15.05. bis zum 24.05.2006 führte Stadtoasen e.V. einen Workshop durch, um die Wünsche und Interessen der Schüler und Schülerinnen zu sammeln. Hieran konnten die niederländischen Partner leider nicht teilnehmen, da zu dieser Zeit zur Prüfungsvorbereitung „Heimarbeit“ im Stundenplan vorgesehen war und niemand in der Schule weilte, den man mit einem Aufruf zur Teilnahme hätte ansprechen können.
Für den Workshop wurde von Stadtoasen e.V. ein Arbeitsmodell der Schulgebäude und des Schulhofes im Maßstab 1:200 angefertigt. Dieses und entsprechendes Modellbaumaterial standen den Schülern und Schülerinnen während des Workshops zur Verfügung. Die Aula der Erich-Kästner-Schule wurde zum Treffpunkt und zur Modellbauwerkstatt.
Während des Technik- bzw. Kunstunterrichts hatten sämtliche Kinder und Jugendliche die Möglichkeit ihre Wünsche in Form von Modellen umzusetzen. Viele nutzten aber auch die Pausen und einige kamen sogar morgens eine Unterrichtsstunde früher, um an ihren Modellen zu „feilen“.
So entstanden Fußballfelder, Basketballkörbe, Kletterwände, Sitzgelegenheiten, Überdachungen... Positiv war, dass viele ältere Schüler sich dafür einsetzten, für die Jüngeren Spielmöglichkeiten zu schaffen.
Anhand der Modelle wurde eine Prioritätenliste der Wünsche erstellt und auf dieser Grundlage ein Entwurfskonzept von Stadtoasen e. V. entwickelt. Dieses wurde dem Lehrerkollegium und der Schülervertretung vorgestellt, weitere Verbesserungsvorschläge und Kritikpunkte aufgenommen und in den Vorentwurf eingearbeitet. Dieser wurde am schwarzen Brett ausgehängt und konnte von der ganzen „Schulgemeinde“ begutachtet werden.
Am 23.08.2006 wurde der Vorentwurf der Lenkungsgruppe vorgestellt und von dieser genehmigt. Nachdem der Vorentwurf auch die politischen Gremien der Stadt Herzogenrath durchlaufen hatte, konnte die Umsetzung im Rahmen einer Projektwoche beginnen.
Projektwoche vom 23. bis 28. Oktober 2006 Die Schüler der Erich-Kästner-Schule in Herzogenrath-Kohlscheid (D) und des VMBO College Rolduc aus Kerkrade (NL) haben in der Projektwoche den in den 70ger Jahren entstandenen Schulhof der Erich-Kästner-Schule gemeinsam attraktiver gestaltet.
Während der Projektwoche entsiegelten ungefähr 180 deutsche und ca. 30 niederländische Schüler und Schülerinnen gemeinsam insgesamt ca. 500 qm des Schulhofes. Dazu mussten nicht nur Verbundsteinpflaster und Waschbetonplatten entfernt und das Sandbett in dem diese Steine verlegt waren entfernt werden, sondern auch die darunter liegenden eisenbewährten Betondecken aufgestemmt werden. Ohne die Hilfe großer Baumaschinen, die ein Vater inklusive Baggerfahrer kostenfrei zur Verfügung stellte, wäre dies jedoch nicht möglich gewesen. Die Schüler leisteten jedoch auch hier wichtige Vorarbeit und lernten von den Fachleuten den ordnungsgemäßen Umgang mit dem Pressluft- und dem Elektrobohrhammer.
Die neu geschaffenen Flächen wurden anschließend wieder verfüllt - mit Split, Sand, Holzhäcksel und Muttererde, je nach späterer Nutzung. Zwei Bereiche wurden in Bauminseln mit hoher Aufenthaltsqualität durch Hängenetze und großen Weidenstämmen umgewandelt.
Die größte Fläche wird ein Fußballplatz einnehmen, der noch in diesem Jahr von einer Fachfirma mit einem Kunstrasenbelag versehen werden wird. Eine weitere Fläche wird sich mit einem Klettergerüst in ein Spielparadies für die Schüler der „unteren“ Klassen verwandeln. Hier haben die Schüler bereits mit einer künstlerischen Umrandung in Form einer Sitzschlange begonnen, die mit tausenden Mosaiksteinen gefliest wird.
Es wurden aber auch noch andere sehr „ansehnliche“ Qualitäten während der Projektwoche geschaffen: kleine Künstler verwandelten triste weiße Wände nach eigenen Entwürfen in Wandgemälde und die Grünanlagen rund um die Schule verdienen diesen Namen jetzt auch wieder.
Die Umbauphase wird sich weiter über das ganze Schuljahr erstrecken und in den so genannten „Wahlpflichtfächern“ (insbesondere im Technik- und Kunstunterricht) auf jeden Fall bis zu den Sommerferien 2007 fortgeführt.
O-Töne aus der Projektwoche „Wir bauen eine Sitzschlange. Die Arbeit draußen gefällt uns, das Wetter in den ersten beiden Tagen nicht so sehr. Mit Sicherheit ist die Arbeit interessanter als der Unterricht.“ (Timo Friedrich, Schüler)
„Wir nehmen die Pflastersteine auf, entfernen den darunter liegenden Beton und formen die Ränder, so dass große Inseln entstehen. Hier sollen dann noch Bäume gepflanzt werden. Die Arbeit ist ganz schön anstrengend. Aber es gefällt mir trotzdem gut.“ (Frau Crumbach, Mutter)
„Die Schüler sind sehr motiviert und mir gefällt besonders gut zu sehen, mit welchem Engagement alle an der Umgestaltung des Schulhofs arbeiten.“ (Herr Conrads, Lehrer)
„Wir kochen für die Schüler, die draußen arbeiten. Das macht uns allen Spaß, besonders wenn wir sehen, dass es allen schmeckt.“ (Cansin Acikyüz, Schüler)
„Wir entsiegeln die Fußballfläche. Das ist ziemlich cool! Wir arbeiten im Team. Unterricht vermisse ich nicht!“ (Dennis Künzel, Schüler)
„Wir haben draußen die Steine aufgehoben und in die Tiefe gegraben, den Schutt in die Container gebracht, den Grund mit Sand geebnet und mit dem Laser-Nivelliergerät di richtige Tiefe der Fläche bestimmt. Wir haben hier lieber gearbeitet als in die Schule zu gehen. Allein das frühe Aufstehen war nicht so schön. Die Zusammenarbeit hat ganz gut geklappt, allein dass wir nicht alles verstehen konnten. Die Abstimmung hätte besser sein können, wir hatten erwachtet, dass die Arbeiten besser organisiert gewesen wären. Das Essen war klasse und sehr lecker.“ (Roy und Babak, Schüler des VMBO College Rolduc)
„Wir haben mit Fotos, einem Videofilm, Interviews und dem Erstellen einer kleinen Zeitung die ganze Projektwoche dokumentiert. Das war teilweise ganz schön stressig. Besondere Unterstützung hatten wir von Tom Lemmer, auf dessen Videodokumentation wir uns schon alle freuen. Insgesamt waren wir mit unserer Projektarbeit sehr zufrieden, es gab gut zu tun!“ (Yvonne Braun und Bianca Bauer, Schülerinnen)
„Es ist schon toll, was da an Arbeit gestemmt wird! Wir sind überwältigt, wie gut es in der Projektwoche gelaufen ist, auch wenn das Wetter nicht immer mitgespielt hat, können wir mit allem sehr zufrieden sein!“ (Frau Müller und Frau Ertl-Angerhausen, Schulleitung)
"Ich war beeindruckt von der konzentrierten Arbeitsatmosphäre, die auf dem Schulhof während der Umbauphase herrschte. Die Schüler und Schülerinnen des EKS haben es geschafft in einer Projektwoche ihren Schulhof mit eigenen Händen umgestaltet. Alle Achtung!" (Angela Fiege, Stadtoasen e.V.)
Arbeiten nach der Projektwoche und in den Wahlpflichtunterricht (WPU)
Nach der Projektwoche verlegte eine Fachfirma den Kunstrasen auf dem vorbereiteten Fußballfeld, während eine andere Fachfirma nach den Wünschen der Schüler und Schülerinnen das Klettergerüst auf der Holzhäkselfläche aufbaute.
Im Rahmen des so genannten Wahlpflichtunterrichts (WPU) arbeiteten verschiedene Schülergruppen der Jahrgänge 9 und 10 im Schuljahr 2006/2007 weiter an der Umgestaltung des Schulgeländes:
Eine Gruppe entwickelte gemeinsam mit dem Fachlehrer Herr Conrads die „Erich-Kästner-Sitzbank“. Dazu wurde zuerst eine Form für die „Seitenteile“ angefertigt, in die dann Fertigbeton eingefüllt wurde. Die gegossenen Betonteile wurden nach der vollständigen Austrocknung des Betons in der „Schulfarbe“ blau angestrichen. Dann konnten die zuvor lackierten Holzauflagen angeschraubt werden. Schulleiterin Frau Müller zeigte sich beim ersten „Probesitzen“ von der Leistung der Schüler schwer beeindruckt.
Eine andere Schülergruppe begann mit den Vorbereitungen zum Bau einer Schutzhütte in der Nähe des Fußballfeldes und die so genannte „Busklasse“ erbaute als Abschiedsgeschenk vor ihrer Schulentlassung ein Weidentipi.
Auch die künstlerischen Arbeiten wurden fortgesetzt. Je nach Zeit wurden die Geländer in der Schulfarbe blau angestrichen, mit den restlichen Mosaikfliesen wurden übrig gebliebene Betonröhren der Sitzschlange zu Blumenkübel verschönert und neue „Gemälde“ auf die Betonwände gemalt.
So wird sich die begonnene Schulhofgestaltung bis zu den Sommerferien 2008 fortsetzen und in einen permanenten Prozess der Erhaltung der „großen“ Umbauten, der allgemeinen Pflege und der Ergänzung kleiner Verschönerungen übergehen.
Zweite Umsetzungsphase 2008 Während der Arbeiten in den Wahlpflichtfächern wurde Schülern und Lehrern recht schnell klar, dass sie ihre vielfältigen Wünsche, die es insbesondere noch für den „oberen“ Schulhof gab, auf diese Weise nicht realisieren könnten. Eine zweite Projektwoche musste organisiert werden!
Ein Termin war schnell gefunden und die Hilfe der Fachleute von Stadtoasen e.V. aus der Elternschaft und von der Stadt Herzogenrath hatte sich die Schule auch schnell gesichert ABER sowohl die finanziellen Mittel aus dem EuRegionale-Projekt als auch die des Fördervereins waren ausgeschöpft!
Da waren nun also neue Ideen des „Fundraisings“ gefragt! Und auch diese waren schnell gefunden! Ein „Tag der Arbeit“ wurde ausgerufen nach dem Vorbild von „Tagwerk“, wo Schüler und Lehrer einen Tag in einem Betrieb oder Dienstleitungsunternehmen arbeiten gehen und ihre Entlohnung dafür anschließend spenden. Auf diese Weise kamen an einem Tag im März 2008 über 3.000 Euro zusammen! Der nächste „Fundraising-Act“ fand im Südstadion in Herzogenrath-Kohlscheid statt: ein Sponsoren-Lauf der ganzen Schule. Hier wurden weitere 5.000 Euro für die Schulhofumgestaltung „erlaufen“.
Somit stand der Projektwoche vom 7.-11. April 2008 nichts mehr im Wege. Wie bereits eineinhalb Jahre zuvor wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die sich um die Bauprojekte „Bauminseln mit Sitzstangen“, „Eckbänke mit Buchenhecken“, „zentrale Schutzhütte“, „Sitzpodeste“ und „künstlerische Wandgestaltung“ kümmerten. Auch gab es wieder eine Cateringgruppe, die die Arbeiter täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgte.
Am 12. April 2008 wurde der Schulhof dann in Gänze feierlich eröffnet, mit Bürgermeister und anderen Offiziellen, mit Speisen und Getränken, mit Tanz- und Musikdarbietungen der Schüler, mit Führungen über den fertigen Schulhof, mit einer Filmvorführung und einer Diashow, mit einem Flohmarkt und mit schnellen Schubkarrenrennen.